Ihr Lieben!
Das Wochenende ist zwar fast vorbei, aber bei mir ist es noch Sonntag.
Vorhin kam Don Valentin vorbei und hat mir nun ein anderes Laptop gebracht. Es ist zwar nicht so klein wie das andere, aber es funktioniert und laesst sich mit dem Internet bei meiner Gastfamilie verbinden. So habe ich nun ueberall Internet und meine Skypezeiten werden noch variabler, also fuer alle, die mit mir skypen wollen, mein Benuzername ist: Lencken
Nun habe ich schon eine Weile nur Bilder hochgeladen und keinen Bericht geschrieben. Der kommt jetzt:
Die erste Woche ganz entspannt. Es waren noch Winterferien und ich hatte keinen Unterricht. Ich bin trotzdem jeden Tag ins colegio gefahren, um mir die ganzen Materialien von den frueheren Freiwilligen anzuschauen. In Deutschland hatte ich mir vorgenommen, dass ich mir in Punta Arenas ein Fahrrad kaufe oder oft zur Schule laufe, aber nun bin ich hier und bin bis jetzt erst einmal von der Schule nach Hause gelaufen. die Sache mit dem Fahrrad ist nicht ganz so leicht. Erstens sind die Chilenen relativ faul und machen alles mit dem Auto, Bus oder Colectivo und zweitens ist hier in Chile die Stellung der Frau nicht die gleiche wie in Deutschland und es kommt sehr selten vor das eine Frau auf dem Fahrrad faehrt und wenn es so etwas mal gibt, finden es manche Maenner ganz toll und werden wohl handgreiflich. Nun bin ich erst seit kurzer Zeit hier, vielleicht fahre ich noch irgendwann Fahrrad. Meine Gastfamilie hat wohl auch eins, da meine Gastpapa frueher viel gefahren ist. Die andere Sache ist die. Die Strecke von zu Hause zur Schule ist zu fuss doch sehr weit. Als ich einmal nach Hause gelafen bin, habe ich 40 Minuten gebraucht und bin relativ zuegig gelaufen. hin und wieder werde ich sicher laufen, aber jeden Tag, vor allem morgens... deshalb fahre ich immer mit dem colectivo in die Schule. Ein colectivo ist ein ganz normales Taxi, das seine bestimmte Route faehrt. Man muss also die Nummern wissen und einsteigen, 350 chilenische Peso, das sind ca. 50 Cent bezahlen und dann Bescheid geben, wenn man aussteigen moechte. Das erste Mal ist meine Gastmutter noch mitgefahren, aber jetzt ist es kein Problem mehr. Mit dem colectivo brauche ich zwischen 10 Minuten und einer viertel Stunde.
Die anderen Freiwilligen haben alle am Anfang einen zwei- bzw. dreiwoechigen Sprachkurs gehabt. Der entfiel bei mir. Christian, der Freiwillige vom letzten Jahr war drei Wochen in Buenos Aires bevor er nach Punta Arenas kam. Da wir einen Hinflug und einen Rueckflug haben, musste er nach diesen drei Wochen mit dem Bus von Buenos Aires nach Punta Arenas fahren und jetzt vor drei Wochen wieder mit dem Bus hochfahren. Ich haette diesen Sprachkurs gerne gehabt, vor allem da ich gernen noch mit den anderen Freiwilligen drei Wochen in Buenos Aires verbracht haette, aber jeweils 2 Tage Busfahrt, naja...
Ganz ohne Sprachkurs ging es aber bei mir auch nicht. In der Gemeinde gibt es eine Frau, Elena Schadenberg, die sehr gut deutsch spricht. Sie ist hier in Punta Arenas geboren, hier aufgewachsen und mit 18 Jahren das erste Mal nach Deutschland gereist. Spaeter hat sie ueber 30 Jahre in Deutschland gelebt und lebt jetzt seit einiger Zeit wieder in Punta Arenas. Sie ist hier meine Ersatzoma geworden und ich bin fast jeden bzw. jeden zweiten Tag bei ihr. Wir haben immer Castellanounterricht gemacht und danach tomar once gemacht und geplaudert. In Suedamerika sagt man zu allem was man nimmt tomar. Wenn man also am fruehen Abend Tee trinken moechte heisst es „tomar once“. Elena hat mich und meine Gefuehlslage in der ersten und auch zweiten Woche sehr gut verstanden. sie war mir eine sehr grosse Hilfe und es ist einfach schoen mit ihr reden zu koennen, aber ich glaube es gefaellt ihr auch sehr gut, Deutsch reden zu koennen.
Am letzten Samstag war mein Geburtstag. Ich wurde um halb neun von meiner lieben Mutter geweckt, die sich um eine Stunde vertan hatte. Es war sehr schoen mit einem Geburstatgsanruf geweckt zu werden. Mir fiel es nur schwer, da ich am liebsten zu Hause gewesen waere. Nachdem noch meine Oma angerufen hatte, bin ich aufgestanden und bin in die Kueche zum Fruehstuecken gegangen. Claudia, meine Gastschwester sass gerade auch beim Fruehstueck. Sie gratulierte mir nicht. So wusste ich nicht, ob sie es vergessen hatte oder ob man sich in Chile nicht gratuliert. Ich wusste zwar schon, dass man in Chile nur die Geburtstage der Kinder feiert, aber gratulieren, das ist ja was anderes. Nun ja. Meine Gastmutter hatte bei ihrer Mutter geschlafen, da diese sehr alt ist und alleine lebt. Als sie so gegen elf Uhr nach Hause kam, gratulierte sie und auch claudia mir zu meinem Geburtstag und schenkten mir ein Parfuem. Spaeter ging ich mit Claudia zum einkaufen in die riesen Mall von Punta Arenas. Als ich nach Hause kam, war der Pastor in der Zwischenzeit da gewesen und hatte ein Geschenk fuer mich abgegeben. Seine Frau Marie-Elena hat mir einen sehr schoenen Schal und eine Muetze gestrickt, die ich immer anhabe, da es mit dem Wind immer noch sehr kalt –fuer mich- ist. sobald es fuer mich angenehm war wird, sagen die Einheimischen immer gleich: ¡que calor!, was so viel wie: Was fuer eine Hitze! heisst. Aber irgendwann werde ich mich aklimatisiert haben und dann empfinde ich evtl. die 15° im Sommer auch als Hitze.
Nachmittags an meinem Geburtstag wusste ich dann nicht was ich machen sollte, da ich niemanden kannte und meine Gastfamilie alle arbeiten mussten und der Geburtstag in chile nicht wirklich besonders ist. Ich habe Elena angerufen und sie hat mich abgeholt, das es regente. Wir haben dann Tee getrunken undsieht hat mich getroestet. Es war einfach bloed, dass ich gleich in meiner Anfangszeit hier Geburtstag hatte. wenn ich mich hier schon ein bisschen mehr eingelebt haette, waere es auf keinen Fall ein Problem gewesen, aber so lernt man im Leben dazu und macht bestimmte Erfahrungen. am fruehen Abend hat mich Elena zum colegio gefahren, denn dort treffen sich Samstags immer die Jugendlichen. es war sehr nett, vor allem da ich dort den ersten Kontakt zu gleichaltrigen hatte. Nach dem Jugendtreffen sind Elena und ihr Mann mit mir noch Essen gegangen. so war es doch noch ein schoener Tag fuer mich.
Montags bin ich ins Colegio zu einer Lehrerversammlung. Ich dachte ja, dass ich in dieser Woche mit dem Unterricht beginnen wuerde aber so war es nicht.
Das Colegio luterano gibt es erst seit fuenf Jahren. Als vor sieben Jahren die evangelische Kirche in Deutschland die Gelder fuer die Kirche in Punta Arenas gestrichen hat, musste sie auf eine andere Art und Weise Geld bekommen. Sie eroeffneten einen Kinergarten. Als die Kindergartenkinder dann in die Schule kommen sollten, haben sich die Eltern so dafuer eingesetzt, dass es auch noch eine erste Klasse und so weiter, geben sollte. Nun hat das Colegio fuenf Klassen und hofft darauf, dass es im Maerz die sechste Klasse einfuehren darf und dass das Colegio irgendwann acht Klassen hat.
Nun wieder zurueck zu meinem Unterricht. Jedes Jahr nach den Winterferien wird das bestehen des Colegios mit einer Projektwoche gefeiert und deshalb hatten die Schueler die letzte Woche keinen regulaeren Unterricht. Ab Dienstag werde ich dann wirklich unterrichten und euch natuerlich auf dem Laufenden halten.
Am Donnerstag war ich dann im Rahmen der Projektwoche mit der vierten Klasse und zwei Lehrern und Eltern im nahe gelegenen Skigebiet. wir sind zwar nicht Ski gefahren, haben aber eine superschoene Wanderung durch viel Schnee gemacht und sind dann runterwaerts auf dem Popo den Berg hinab gerutscht, was eine riesen Gaudi war. Die einzigartige Aussicht von einem Skigebiet aufs Meer kennt ihr schon. Es war total faszinierend und irgendwie unglaublich, dass ihr in Deutschland schwitzend da sitzt und ich frierend von einem Skigebiet eine wunderschoene Aussicht auf die Magellanstrasse habe.
Am Freitag ging es mir nicht so gut, ich habe mich wohl am Donnerstag ein wenig verkuehlt. Mit fiel Tee+Zitrone+Honig ging es mir gestern schon wieder viel besser.
Nachmittags bin ich ins Colegio zu einem Nachmittag mit dem Thema „Drogen“ gegangen. Obwohl ich nicht alles verstanden habe, war es sehr interessant. Hier in Punta Arenas gibt es viele Jugendliche, die Trinken und Kiffen. Dieser Workshop hat bis abends um halb elf gedauert und danach bin ich dann muede und platt ins Bett gefallen.
Heute Nachmittag bin ich spazieren gegangen, da die Sonne so schoen gescheint hat. Ich bin zu meiner absoluten Lieblingsstellte, dem Aussichtspunkt Nr.1 in Punta Arenas gegangen. Von dort hat man eine wunderschoene Sicht auf die Magellanstrasse und Feuerland. Leider habe ich dort auch Jugendliche gesehen, die Sonntag Nachmittags um drei Uhr dort mit Wein und Bier sassen und laut Musik gehoert haben. Das macht einen irgendwie traurig...
Ich hoffe, dass ich euch mit diesem langen Bericht nicht erschlagen habe und dass es euch Spass gemacht hat ihn zu lesen!
Bis bald, ich freue mich ueber jegliche Antworten, Kommentare, Emails, Briefe und Anrufe...
MagdaLena