Sonntag, 29. November 2009

Bild am Grey Gletscher

Frühling in Patagonien

Buenos días meine Lieben!
Gerade sitze ich in meinem Zimmer und mein kleiner Hausdrache reicht mir meine Wasserfarbendöschen, die ich vorhin unter dem Bett vorholen durfte, da er einen riessen Spass hatte sie einzeln unters Bett zu werfen. Aber ich muss sagen, wir haben uns schon gut aneinander gewöhnt und es ist schön für mich mal einen kleinen Bruder zu haben. Vorhin beim Kaffe und Kuchen hat mich Eliana, meine mama chilena, gefragt, ob ich morgen früh was zu erledigen habe, oder ob ich Zeit habe. Ich habe gleich gefragt, ob ich auf den Kleinen aufpassen soll und da habe sie alle gelacht, da ich gleich verstanden habe um was es geht. Wenn ich manchmal auf ihn aufpassen muss, ist das kein Problem und es macht mir Sorgen Spass.
Heute nach dem Gottesdienst bin ich zu einer Familie gegangen, die eine Tochter haben, die im Rollstuhl ist und nicht sprechen kann. Sie ist 17 Jahre alt und versteht alles was man sagt, kann sich aber nur durch Zeichen und Laute äussern. Die Eltern haben mich gefragt, ob ich manchmal sonntags oder auch abends unter der Woche auf sie aufpassen kann, damit sie ein wenig Zeit für sich haben. Heute war ich fünf Stunden bei ihnen, habe mit ihnen zu Mittag gegessen und nachmittags mit Daniela eine Perlenkette gemacht, mit der Katze und dem Hund gespielt, Bambi angehört und die Pferde gefüttert. Es ist eine verhältnismässig reiche Familie, die hinter ihrem Haus eine riessen Wiese mit zwei Pferden hat. Unter der Woche kommt auch manchmal eine Frau, die sich um Daniela kümmert. Als Daniela irgendwann meine Tasche entdeckt hat, wollte sie gleich mal alles anschauen und hat Karteikarten mit spanischen und deutschen Wörtern gefunden, die ich mir noch in Deutschland gemacht habe. Wir haben sie dann angeschaut und ich habe ihr immer die Wörter auf spanisch und auf deutsch gesagt und dann wollte sie, dass ich immer einen Satz mit der Katze Cleo und dem Wort mache.
Vor zwei Wochen gab es in Punta Arenas ein Frauentreffen der lutherischen Kirche in Chile und es waren ca. 35 Frauen aus dem ganzen Land zu Gast in Punta Arenas. Der grosse Aufenthaltsraum der Schule wurde dann zum Schlaflager umfunkioniert und mit Stockbett-Feldbetten voll gestellt. Es kam auch ein anderer Freiwilliger aus Deutschland mit, Olin, der gerade für ein Jahr in Santiago ist. Es war sehr schön einen anderen Freiwilligen aus Deutschland kennen zu lernen, mit ihm Deutsch reden zu können und ihm mein neues Leben hier zeigen zu können. Samstags sind wir mit einem Touribus für einen Tag in den Torres del Paine gefahren und hatten leider nicht so viel Glück mit dem Wetter, wie ich es beim ersten Mal hatte. Wir sind morgens um halb fünf aufgestanden und da habe ich leider auch erst gemerkt, dass meine Kamera weg ist. Ich weiss nicht, ob sie mir freitags in der Kirche geklaut worden ist, ob ich sie im colectivo habe liegen lassen oder sie mir im colectivo geklaut worden ist. Eine blöde Sache, vor allem da auch noch Bilder von Feuerland auf der Speicherkarte waren, aber man kann es nicht ändern. Olin hat aber Bilder im Torres gemacht, die ich auf meinem Computer habe, aber nicht hochladen kann, da ich sie nicht kleiner machen kann. Mal schauen, ob ich das bald hinbekomme, dann könnte ich euch die wunderschönen Bilder des Grey Gletschers zeigen mit den riessen Eisbergen, die mit ihren intensiven Blautönen auf dem Gletschersee dahin treiben.

In der Schule geht es gerade auf die grossen Sommerferien zu und ich habe nur noch die nächste Woche Unterricht, da die Schüler in der letzten Schulwoche nur noch am Vormittag Unterricht haben. Ich bin mal gespannt, wie es nach den Sommerferien wird, da es wahrscheinlich das erste Mal eine sechste Klasse gibt, also die fünfte Klasse weitergeführt wird und es einige Änderungen geben wird in dem Fach Deutsch. Sie wollen, dass alle Schüler zwei Stunden Deutsch in der Woche haben und dass das Fach Deutsch wie Englisch zu einem „richtigen“ Unterrichtsfach wird und nicht wie zur Zeit ein Taller, ähnlich einer AG, ist.
In zwei Wochen kommt meine Schwester schon und ich freue mich riesig, sie wieder zu sehen, ihr mein Leben hier zu zeigen und mit ihr reisen zu können. Es ist schön, mit ihr Weihnachten und Silvester hier zu verbringen.
Ich hoffe, euch allen geht es gut und ihr verbringt eine schöne Adventszeit. Ich habe hier trotz kälteren Temperaturen keine Weihnachts- oder Adventszeitstimmung, da die Sonne einfach zu lange scheint und die Blumen blühen.
Jedoch wird hier sehr viel wert auf eine weihnachtliche Dekoration gelegt. Heute morgen habe ich sogar Krippenfiguren in einem Vorgarten gesehen, die gut über einen Meter gross waren. In der Mall gibt es einen riessigen, rot geschmückten Weihnachtsbaum mit Watte als Schnee. Es ist krass, wie sehr hier die Traditionen der Nordhalbkugel übernommen wurden. Ich habe meiner Gastfamilie einen Adventskalender gemacht, da sie das nicht kennen und bin mal gespannt, was sie dazu sagen, wenn ich ihn am Dienstag aufhänge werde.

Alles Liebe,
MagdaLena